Wechselhafte Verhältnisse erschweren Prognose
Welche Überraschungen birgt die Zuckerrübenkampagne 2020?
02.10.2020 – Die Zuckerrüben-Ernte in Deutschland hat vielerorts begonnen. Die Verarbeitung der Zuckerpflanze beginnt zwischen Mitte September und Anfang Oktober. Die Trockenheit machte auch der Zuckerrübe dieses Jahr zu schaffen. Doch die Zuckerrübe besitzt ein enormes Kompensationsvermögen. So übertrafen regenbedingt Zuwächse die Werte des Vorjahres mancherorts im zweistelligen Prozentbereich. Prognosen erscheinen daher schwierig.
Die Aussaat der Zuckerrüben in März und April erfolgte unter guten Bedingungen. Die niederschlagsarmen Monate April und Mai bremsten die Entwicklung der Pflanzen vielerorts jedoch aus. Mancherorts wurden gar historisch niedrige Niederschlagsmengen gemessen. Der Deutsche Bauernverband (DBV) äußerte sich besorgt über den anhaltenden Wassermangel. Vor allem die Regionen Mitteldeutschlands und Badens waren betroffen.
Erst im regenreichen Juni zog das Pflanzenwachstum wieder an und die Bestände in besonders betroffenen Gebieten konnten aufholen. Die Hitzeperiode im August sorgte regional jedoch für erneuten Trockenstress. Die Trockenheit war mitunter so ausgeprägt, dass Zuckerrüben bei Proberodungen sogar zu zweit per Hand aus dem betonharten Boden gezogen werden mussten (z. B. in der Region Söllingen/Wolfenbüttel).
Zuckerrübenschnitzel – eine wichtige Komponente im Tierfutter
Zuckerrübenschnitzel sind ein Nebenprodukt der Zuckerrübenverarbeitung. Je nach Wassergehalt wird zwischen Nass-, Press- und Trockenschnitzeln unterschieden. Mit Melasse angereicherte Zuckerrübenschnitzel kommen vor allem in der Rinder-, Schweine- und Schaffütterung zum Einsatz
Durchwachsene Kampagne 2020 erwartet
„Die lange Trockenperiode im Frühjahr 2020 und der damit verbundenen späte Feldaufgang der Zuckerrüben waren aus Ertragssicht wenig förderlich“, erklärt Südzucker, der größte Zuckerproduzent der Welt zu Beginn der aktuellen Kampagne. Der Mannheimer Konzern erwartet eine stark heterogene Rübenernte 2020 in seinem gesamten Einzugsgebiet.
Denn trotz der ausgeprägten Trockenheit gilt: Die witterungsbedingten Wachstumsunterschiede sind regional stark verschieden. Zudem besitzt die Zuckerrübe ein enormes Kompensationsvermögen. Regenbedingte Zuwächse im Raum Zeitz erbrachten im Spätsommer beispielsweise ein Ertragsplus von ganzen 38% gegenüber dem Vorjahr.
Aktuelle Schätzungen gehen von einem Rübenertrag von 73,5 Tonnen je Hektar aus. Das entspricht einer Gesamternte in Deutschland von ca. 28,4 Mio. Tonnen. Für die EU erwartet die Europäische Kommission eine Gesamtmenge von 110,3 Mio. Tonnen. Gegenüber dem Jahr 2019 entspricht dies einem nur leichten Rückgang von 1,2 Prozent.
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Österreichs Anbaufläche wird auch in diesem Jahr mit 26.000 ha gering ausfallen. Falls die Rübenlandwirt*innen bis Mitte November 2020 nicht eine Anbaufläche von mindestens 38.000 ha vertraglich zusichern, steht die Zuckerrübenfabrik in Leopoldsdorf vor der Schließung. In der Folge wird sich die Zuckerproduktion auf den Standort Tulln konzentriert. Da die benötigte Anbaufläche seit Jahren nicht mehr erreicht wurde, erscheint die Schließung als unumgänglich.
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Als stärkster Rübenanbauer in der EU erwartet Europäischer Kommission in Frankreich eine Ernte von 36 Mio. Tonnen. Das entspricht einem Rückgang von immerhin 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Berichte über einen massiven Befall des Rübenvergilbungsvirus in allen französischen Anbaugebieten heißen die Preisentwicklung der Zuckerrübenschnitzel am deutschen Markt an. Aus Angst vor Ernteverlusten und der möglichen Aufgabe des Rübenanbaus seitens der Landwirt*innen greift das französische Agrarministerium zu besonderen Maßnahmen. So wurde eine Notfallgenehmigung bei der EU für die Beizung der Rüben mit Neonicotinoiden für die Aussaat 2021 beantragt. Eine Entscheidung steht weiterhin aus.
Preisentwicklung weiterhin offen
Im Laufe des Jahres haben Kampagnen- als auch Nachkampagnenpreise weitere Unterstützung erfahren. Das Preisniveau liegt aktuell deutlich über dem des Jahres 2019. Wie die Kampagne 2020 allerdings ausfallen wird, ist weiterhin offen. Auch im letzten Jahr skizzierten Marktakteure ein knappes Szenario – speziell für die Nachkampagne 2019. Dies bestätigte sich jedoch nicht.
Die Preiseentwicklung der letzten Wochen offenbart eine rückläufige Entwicklung. Ob der Grund hierfür in der mangelnden Inlandsnachfrage, der steigende Furcht vor einer Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) oder fehlende Exporte aufgrund der COVID-19-Pandemie zu suchen ist, ist allerdings offen.
Fazit
- Trockenheit machte der Zuckerrübe 2020 vielerorts zu schaffen. Zugleich erzielten Rübenbauern mancherorts regenbedingte rasante Zuwächse.
- Das Preisniveau liegt aktuell deutlich über dem des Jahres 2019.
- Wie die Kampagne 2020 ausfallen wird, ist allerdings weiterhin offen.
- Die Preiseentwicklung der letzten Wochen ist rückläufig.
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