Bullen am Futtertisch (© Deutsche Tiernahrung Cremer).

Unruhige, brüllende und sich bedrängende Bullen sind in der Praxis häufig zu beobachten. Doch Unruhe verursacht Stress im Stall und wirkt sich somit negativ auf die Leistung der Tiere aus. Zugleich erhöht Stress die Anfälligkeit für Infekte und vergrößert das Verletzungsrisiko der Bullen. Die Ursachen sind vielfältig. Eine Patentlösung existiert leider nicht. Stattdessen müssen Bullenhalter*innen mögliche Ursachen kritisch unter die Lupe nehmen. Der folgende Beitrag hilft bei der Spurensuche und liefert zugleich wertvolle Tipps und Ratschläge für mehr Ruhe im Bullenstall.

Eine mögliche Ursache: Haltungsfehler

Eine wichtige Ursache für Unruhe sind Haltungsmängel. Dazu gehört unter anderem eine Überbelegung des Stalls. Landwirt*innen sollten daher für ausreichend Fressplätze sorgen. Ideal ist ein Tier/Fressplatz-Verhältnis von 1:1.

Auch Größe und mangelnde Homogenität der Gruppen können Unruhe im Stall begünstigen. Kleine und in Bezug auf Gewicht, Alter, Rasse und das Vorhandensein von Hörnern homogene Gruppen sind zu bevorzugen. Ein häufiger Wechsel der Tiere in der Gruppe kann Rangordnungskämpfe hervorrufen und so Stress und Unruhe begünstigen.

Landwirt*innen sollten prinzipiell auf eine gute Luftqualität im Stall achten. Gerade in Hitzeperioden ist für ausreichende Kühlung (z. B. durch Ventilatoren) und eine Versorgung mit frischem Wasser zu sorgen, um Hitzestress zu vermeiden. Weitere Tipps zur Vermeidung von Hitzestress finden Sie hier.

Gut versorgte Tier sind ruhige Tiere

Fehler in der Fütterung bilden eine relevante Ursache für Unruhe unter Bullen. Einige einfache Regeln und Grundsätze bei der Rationsgestaltung können helfen, die Ruhe unter den Tieren zu fördern.

  • Die eingesetzten Silagen sollten kühl sein und dürfen sich weder im Silo noch am Futtertisch erwärmen. Auch eine häufigere Vorlage frischen Futters oder die Zugabe von Säuren kann helfen. Wichtig: Da auch schimmelige Silagen Unruhe fördern, sollten befallene Partien prinzipiell nicht verfüttert werden.
  • Bei Maissilagen ist auf eine passende Häcksellänge zu achten. Feuchte Silage sollte aufgrund der Strukturlieferung länger gehäckselt werden als trockene. Bei 35 % Trockenmasse ist eine theoretische Schnittlänge von 7,5 mm ideal.

Acidotische Rationen: eine Hauptursache für Unruhe

In der gefütterten Ration ist ein Rohfasergehalt von 15-16 % das Optimum. In Bezug auf pansenverfügbare Stärke und Zucker ist ein Wert von unter 27 % anzustreben. Anderenfalls fördert die Ration Acidosen. Diese gehen mit wenig Wiederkauen einher, wodurch die Tiere weniger Speichel zur Pufferung von Säuren produzieren und überdies weniger beschäftigt sind. Damit steigen Unruhe und Umtriebigkeit im Stall. Bei Acidosen entstehen überschüssige Säuren, die die Pansenschleimwand angreifen. Sich so entwickelnde Entzündungen können Schmerzen verursachen und Unruhe und aggressives Verhalten der Tiere verstärken.

Das hilft bei Unruhe durch acidotische Rationen

  • Da mit dem Stärkegehalt die acidotische Wirkung der Ration steigt, sollte bei stärkereichen Maissilagen vermehrt Körnermais ins Kraftfutter eingemischt werden. Bei der Wahl der Silomaissorte ist deshalb stärker auf eine hohe Restpflanzenverdaulichkeit, statt auf einen hohen Stärkegehalt zu achten.
  • Je länger der Mais im Silo durchsiliert ist, desto schneller abbaubar wird die darin enthaltene Stärke durch die Mikrobentätigkeit. Um dem entgegenzuwirken, ergibt zusätzlicher Körnermais im Kraftfutter einen positiven Effekt. Deshalb müssen in der Getreidemischung 30-60 % Körnermais mit eingeplant werden.
  • Als Rohfaserträger eignet sich kurz geschnittenes Gersten- oder Weizenstroh (bei kleinen Bullen: 200 g/Tier und Tag; bei größeren Bullen: 300 g/Tier und Tag oder 500 g Heu/Tier und Tag).
  • Optional: Wenn möglich 5-20 % wohlschmeckende, nährstoff- und faserreiche Grassilage in die Ration mit einplanen.

Sind alle Maßnahmen zur Bekämpfung von Unruhe ausgeschöpft, können Landwirt*innen mit ihrer*m Fütterungsberater*in weitere Maßnahmen gegen Acidosen besprechen. Hierzu zählen beispielsweise der Einsatz von Lebendhefe oder Natriumbicarbonat, die pansenpuffernd wirken, sowie die Gabe organisch gebundenem und beruhigendem Magnesiums.

Acidosen begünstigen Calcium- und Magnesiummangel

Eine breitgefächerte Untersuchung in Bayern ergab jüngst, dass fast alle Bullenrationen einen Calciummangel aufweisen, der von Acidosen begünstigt wird. Das Calcium wird dafür benötigt die Säuren wieder aus dem Körper zu schleusen. In der Folge steht er den Bullen nicht mehr zur Verfügung. Die sich so entwickelnde absolute oder relative Calcium-Unterversorgung begünstigt Unruhe unter Bullen. Daher sollte ein Sicherheitszuschlag von ca. 30 g Kalk zusätzlich zum Mineralfutter in die Ration eingeplant werden.

Da ein Magnesiummangel unruhiges Verhalten bei Bullen begünstigt, sollte eingesetztes Mineralfutter ca. 4-5 % Magnesium enthalten. Idealerweise ist dabei wenigstens ein Teil davon organisch gebunden, wodurch das Magnesium im Darm der Tiere besser absorbiert wird.

Auch sollten Landwirt*innen stets auf eine ausgewogene Menge Zink (ca. 4.000-5.000 mg) im Mineralfutter achten. Zink ist ein Antagonist zu Magnesium und Calcium. Wenn das Mineralfutter zu viel Zink enthält, hemmt das die Aufnahme der beiden Mineralstoffe und begünstigt so indirekt Unruhe im Stall. Zink wird häufig übermäßig eingesetzt, um von Acidosen geschädigte Klauen wieder zu verbessern.

Fütterung mit mineralisierten Bullenergänzern

Wird ein voll mineralisierter Bullenergänzer (z. B. Superbull 35) eingesetzt, darf kein zusätzliches Mineralfutter eingeplant werden. Es genügt, einen Sicherheitszuschlag von ca. 30 g Kalk zuzusetzen. Bei nur teilweise mineralisiertem Futter gilt es hingegen nur, diese Mineralisierung bedarfsgerecht aufzustocken.

Fazit

  • Unruhe unter Bullen kann vielfältige Ursachen haben.
  • Ein möglicher Grund sind Haltungsfehler wie ein unzureichendes Verhältnis von Fressplätzen zu Tieren oder schlechte Luftqualität im Stall.
  • Acidotische Rationen sind eine Hauptursache für Unruhe im Bullenstall. Diese gilt es daher zu verhindern.
  • Hierbei hilft es in der Ration auf einen Rohfasergehalt von 15-16 % und ein Anteil von unter 27 % an pansenverfügbarer Stärke und Zucker zu achten.
  • Calcium- und Magnesiummangel können Unruhe ebenfalls begünstigen und werden durch Acidosen begünstigt. Zur Vermeidung eines Mangels hilft ein Sicherheitszuschlag von ca. 30 g Kalk zusätzlich zum Mineralfutter, das zudem ca. 4-5 % Magnesium enthalten sollte.

Ansprechpartner

Gaby Harr

Gaby Harr

Produktmanagerin Rind

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