Hühnergruppe auf Wiese vor Mobilstall (© Deutsche Tiernahrung Cremer).
Mobilstallhalter prüft die Eiqualität in Mobilstall (© Deutsche Tiernahrung Cremer).

Geflügelhaltung boomt. Viele landwirtschaftliche Betriebe ergänzen ihr Angebot um frische, eigene Eier. Aber auch immer mehr Privatpersonen halten sich Legehennen im eigenen Garten. So verwundert es nicht, dass immer mehr Geflügelliebhaber*innen mit dem Gedanken spielen, sich einen mobilen Hühnerstall zuzulegen. Wer einen Kauf erwägt, sollte jedoch einige grundlegende Fragen für sich beantworten. Die folgenden Punkte helfen Dir, die Weichen für Dein neues Leben als Besitzer*in eines Mobilstalls zu stellen.

1.) Wirtschaftlichkeit: Wie kann sich der Stall finanziell tragen?

Wer mit dem Gedanken spielt in die Mobilstallhaltung einzusteigen, der sollte sich zunächst über zu erwartende Kosten und mögliche Einnahmen im Klaren sein. Hierfür steht die Vermarktung der Eier und Schlachthennen im Fokus. Jeder Mobilstall sollte sich finanziell nach einer Übergangsphase selbst tragen können. Erst wenn die Wirtschaftlichkeit in Grundsatz geklärt ist, können Sie konkret mit der detaillierten Planung Ihres Business „Mobilstall“ beginnen.

Viele Stallbetreiber*innen setzen auf einen Direktverkauf ab Hof (z. B. mit einem Eierautomaten). Zusätzlich bieten viele ihre Produkte auf Wochenmärkten zum Verkauf an. Allerdings sollten Mobilstallbesitzer*innen stets bedenken, dass auf absatzstarke Phasen (z. B. Ostern, Weihnachten) auch absatzschwache Zeiten (z. B. die Sommermonate) folgen. Deine Leitfragen müssen somit lauten:

Hier ist Ihre Kreativität ebenso gefragt wie Ihr Vertriebsgeschick. Von der Zeitungsanzeige über die Produktion von Flyern, oder die Einrichtung eines eigenen Internetauftritts ist vieles denkbar. Organisieren Sie sich mit Gleichgesinnten, um beim gemeinsamen Austausch neue Ideen zur besseren Vermarktung zu sammeln.

Um die passenden Preise für die Eier festzulegen, sollten Sie sich mit dem regionalen Markt auseinandersetzen. Nur konkurrenzfähige Preise garantieren auf lange Sicht einen wirtschaftlichen Erfolg.

Unser Mobilstall-Buchtipp

Weitere Informationen zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit, konkrete Kalkulationsbeispiele und allgemeine Informationen zur Vertriebsplanung finden Sie im Buch „Geflügel im Mobilstall“ vom Autorenduo Jutta van der Linde (Tierwirtschaftsmeisterin und Beraterin) und Henning Pieper (Landwirt und Agrarökonom) von den Landwirtschaftskammern der Länder NRW und Niedersachsen. Das Buch aus dem Eugen Ulmer Verlag befasst sich mit allen wichtigen Aspekten der Mobilstallhaltung. Auch dieser Artikel greift viele Ideen und Überlegungen aus diesem umfangreichen Werk auf.

2.) Welches Mobilstallsystem ist das Richtige für mein Vorhaben?

Auf dem Markt existieren verschiedene mobile Haltungssysteme für alle denkbaren Einsatzzwecke. Welches das richtige System für Ihr Vorhaben ist, hängt von Ihren Ansprüchen ab. Die folgenden Faktoren sind für Ihre Entscheidungsfindung nicht zu vernachlässigen:

Die Anzahl der Tiere bestimmt die Mindestgröße des Stalls.

Mobilställe, die nicht in der Nähe des eigenen Hofes stehen, oder öfter versetzt werden müssen, sollten über eigene Wassertanks und Futtersilos verfügen. Das erspart Ihnen umständliche Anlieferungen und zeitraubende Abbauarbeiten bei der Umstellung. Sind Futtersilos zu aufwendig, kann Futter auch als Sackware bezogen werden.

Eine Versorgung über ein autarkes System (Solar) verbessert die Mobilität Ihres Stalles. Bei einer Versorgung über das öffentliche Stromnetz haben Sie die Möglichkeit, die technologische Ausstattung des Stalles zu erhöhen.

Moderne Mobilställe verfügen über eine große Bandbreite zusätzlicher, technischer Ausstattungen. Je nachdem, wie viel Handarbeit Sie durch Maschinen ersetzen möchten, können Sie beispielweise Eier- oder Kotbänder integrieren oder die Fütterung über ein automatisches Kettensystem steuern.

Teilmobile oder vollmobile Ställe?

Egal, ob neu oder gebraucht: Grundsätzlich stehen zwei unterschiedliche Stallsysteme zur Auswahl. Ist man sich über die genannten Punkte im Klaren, ergibt sich die Wahl zwischen teilmobilem und vollmobilem Stallsystemen meist von selbst:

Teilmobile Ställe stehen meistens auf Kufen oder Stützen. Dadurch lassen Sie sich nur eingeschränkt über befestigte Wege versetzen. Diese Modelle fallen für gewöhnlich größer aus und fassen somit mehr Tiere. Das kann dazu führen, dass die Grasnarbe bereits nach wenigen Wochen weitestgehend verloren geht.

Da vollmobile Ställe besser bewegt werden können, sind diese Stalltypen häufiger als autonome Einheiten konzipiert. Sie lassen sich sehr flexibel umpositionieren. Ein Transport über befestigte Wege ist kein Problem. Die gute Mobilität führt dazu, dass die Vegetation um den Stall herum geschont wird.

Eigenbau als Alternative

Neben Produkten etablierter Hersteller kann auch ein Eigenbau eine Option sein. Entscheiden sich angehende Mobilstallhalter*innen für die Do-It-Yourself-Variante sind die gesetzlichen Vorgaben bei Haltung von Nutzgeflügel der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) einzuhalten. In der TierSchNutztV (Abschnitt 3, §12-15) ist der Platzbedarf der Hennen ebenso geregelt wie z. B. die Trogbreite.

3.) Was und wie soll ich füttern?

Je nach Anzahl der Tiere stehen Ihnen grundsätzlich zwei Optionen zur Auswahl: Sackwaren-Artikel in 25-kg-Säcken oder lose Ware (meist ab Bestellmengen von drei Tonnen und mehr erhältlich). Qualitativ sind die Futter identisch. Um ein optimales Fütterungsmanagement zu garantieren sollte zudem stets eine praktikable Handhabung der Futter und die Futterhygiene ausschlaggebend für die Produktwahl sein.

Ziel der Futterwahl ist es stets, die Tiere mit der passenden Menge Energie und den für sie notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Auch haben die Fütterungsziele (z. B. die gewünschte Eimenge, höhere Schalendicke für mehr Stabilität etc.) Einfluss auf die Wahl des Futters. Eine pauschale Empfehlung lässt sich hier nicht geben.

Um sich ein besseres Bild vom Angebot zu verschaffen, sollten sich angehende Mobilstallhalter*innen frühzeitig bei einem Landhandel in ihrer Region informieren oder sich direkt mit dem*der Außendienstmitarbeiter*in von Deutsche Tiernahrung Cremer besprechen.

Legehennen genießen die letzten Sonnenstrahlen neben ihrem Mobilstall (© Deutsche Tiernahrung Cremer).
Legehennen genießen die letzten Sonnenstrahlen neben ihrem Mobilstall (© Deutsche Tiernahrung Cremer).

4.) Wie sollte ich das Futter lagern?

Sie sollten prinzipiell nur so viel Futter kaufen, wie Ihre Legehennen zeitnah (üblicherweise weniger als drei Monate) verbrauchen können. Kalkulieren Sie die Futtermenge daher sorgsam in Abhängigkeit der Herdengröße. Der durchschnittliche Verbrauch einer Henne beträgt ca. 120 g pro Tag. Zudem sollten Sie das Futter stets trocken und geschützt vor direktem Sonnenlicht aufbewahren.

Bedenken Sie schließlich: Geflügelfutter wirkt nicht nur anziehend auf Legehennen. Auch unterschiedliche Schadnager (z. B. Mäuse) sowie Vögel und Katzen werden angezogen. Treffen Sie bei der Lagerung daher stets entsprechende Vorkehrungen.

5.) Welche behördlichen Regelungen und Vorgaben muss ich beachten?

Jede mobile Geflügelhaltung unterliegt einem Genehmigungsverfahren. Die behördlichen Verfahren sind bundesweit vorgeschrieben, aber nicht einheitlich. Für die Genehmigung können unterschiedliche Faktoren wie die Abmessungen des Stalls, die Anzahl der eingestallten Tiere oder Standdauer relevant sein. Die Anzahl der Stellplätze ist dabei meist unerheblich. Setzen Sie sich somit frühzeitig mit dem Bauamt in Verbindung und holen Sie alle nötigen Informationen ein. Eine übersichtliche Aufstellung der 2019 geltenden Vorgaben finden Sie hier (Stand: Mai 2019).

Die folgenden Gesetze, Richtlinien und Vorgaben sind vor allem für angehende Mobilstallbesitzer*innen relevant und lohnt daher der aufmerksamen Lektüre:

Die Richtlinien des Verein Deutscher Ingenieure (VDI) ermöglichen eine Beurteilung der technischen und technologischen Niveaus der Stallanlagen in Bezug auf Emissionen.

Die Arbeitspapiere des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) definieren allgemeine Anforderungen an die Geflügelhaltung. Neben Vorgaben die Gesundheit der Tiere betreffend, finden sich hier auch klare Maßgaben für die Gestaltung des Lebensraums der Tiere.

Die Geruchsimmissions-Richtlinie (GIRL) dient dazu die Belästigungen der Bevölkerung durch unangenehmen Gerüche zu überprüfen und wenn möglich zu vermeiden.

TA Luft ist die Kurzfassung von „Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft“. Dabei handelt es sich um eine Verwaltungsvorschrift des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU). Die in der TA Luft aufgeführten Anforderungen betreffen vor allem Schadstoffemissionen in der Luft.

Fazit

  • Egal, ob Serienmodell oder Eigenbau: Vor der Anschaffung sollten Sie sich intensiv mit dem Thema „Mobilstallhaltung“ auseinandersetzen.
  • Im Idealfall informieren Sie sich selbst online oder mit entsprechender Ratgeberlektüre, in den Informationsangeboten von Mobilstallherstellern sowie Mobilstallvereinigungen wie dem Bundesverband Mobiler Geflügelhalter (BVMG).
  • Machen Sie sich über die Vermarktung der Eier ebenso intensiv Gedanken wie über die der Schlachthennen nach der Legeperiode. Nur so wird Ihr Stall wirtschaftlich.
  • Voll- oder Teilmobilstall: Informieren Sie sich über die möglichen Stalltypen und wählen Sie das für Ihr Vorhaben passende Modell. Auch ein Eigenbau kann eine Option sein.

Weiterführende Informationen

Ansprechpartner

Dr. Lukas Fehse

Dr. Lukas Fehse

Produktmanager Geflügel

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