Dein Pferd besitzt unabhängig von der Jahreszeit auffällig langes und dichtes Fell? Es hat Probleme mit dem Fellwechsel oder leidet unter einer Hufrehe? Dann solltest du besser genau hinschauen: Diese und ähnlichen Symptome deuten häufig auf ein Equines Cushing-Syndrom (ECS). Das Cushing-Syndrom – oft auch als Pituitary Pars Intermedia Dysfunktion (PPID) bezeichnet – ist eine Hormonstörung bei Pferden, die den Stoffwechsel beeinträchtigt. Die Erkrankung trifft vor allem ältere Tiere. Zwar ist Cushing nicht heilbar, doch mit gutem Management und liebevoller Fürsorge haben „Cushing-Pferde“ eine hohe Lebenserwartung.

Viele Namen, eine Ursache: Was genau ist ECS, PPID bzw. Cushing beim Pferd? 

Das Cushing-Syndrom ist eine Hormonstörung bei Pferden. Auslöser ist ein gutartiges Geschwür an der hormonproduzierenden Hypophyse (Hirnanhangsdrüse), das eine Fehlfunktion verursacht. Daher wird das Cushing-Syndrom auch als PPID bezeichnet. Das steht für eine Dysfunktion der Hirnregion Pituitary Pars Intermedia (kurz PPID). Die Hypophyse sitzt im Zwischenhirn und ist eine Hormondrüse. Gemeinsam mit dem Hypothalamus steuert sie das vegetative (autonome) Nervensystem. In diesem Zusammenhang ist sie zuständig für die Steuerung der nicht willentlich oder bewusst gesteuerten Körperfunktionen (z. B. Herzschlag, Atmung und Stoffwechsel).

Das Cushing-Syndrom ist eine komplexe Erkrankung: Cushing-Pferde produzieren das Hormon ACTH (Adrenocorticotropes Hormon) im Übermaß. ACTH wird normalerweise in Stresssituationen gebildet und führt zur Freisetzung von Kortisol. Dieses „Stresshormon“ versetzt den Körper in Alarmbereitschaft und mobilisiert die Kohlenhydrat-Speicher des Pferdes. Damit steht zusätzliche Energie zur Verfügung, was den Blutzuckerspiegel steigert. Durch die Ausschüttung von Insulin versucht das Pferd den Blutzuckerspiegel wieder zu senken. Das gelingt jedoch bei Cushing nicht, da ACTH dauerhaft ausgeschüttet wird. So entsteht eine Insulinresistenz und der dauerhaft hohe Blutzuckerspiegel steht im Verdacht Entzündungen im ganzen Körper zu verursachen.

Symptome: Wie erkenne Cushing-Syndrom beim Pferd?

Der Körper von Pferden mit Cushing-Syndrom befindet sich ständig in Alarmbereitschaft. Durch den dauerhaft hohen Kortisol-Spiegel zeigt sich eine Vielzahl stressbedingter Symptome. Hierzu zählen:

  • langes, lockiges Fell (sog. Hirsutismus)
  • ein schwaches Immunsystem
  • erhöhte Infektanfälligkeit (z. B. Husten, parasitäre Erkrankungen wie Milben oder Würmer)
  • schlecht bzw. langsam heilende Wunden
  • ein verzögerter Fellwechsel (erkrankte Pferde verlieren ihr Fell selbst im Sommer nicht)
  • vermehrtes Schwitzen, auch bei kühlen Temperaturen
  • eine erhöhte Wasseraufnahme und – damit zusammenhängend – ein erhöhter Harnabsatz
  • vermehrte Fetteinlagerungen am Mähnenkamm, an der Kruppe und über den Augen
  • fehlende Rückenmuskeln in Kombination mit einem Hängebauch, ggf. Muskelschwund
  • schlechte Hufe und/oder Hufgeschwüre

Cushing-Pferde besitzen zudem ein gesteigertes Risiko zur Ausbildung einer Hufrehe.

Ursache: Wie entsteht Cushing beim Pferd?

Die Ursache für das Equine Cushing-Syndrom ist wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Man geht aktuell davon aus, dass bei betroffenen Pferden eine genetische Disposition vorliegt. Auffällig ist, dass Cushing häufig als Folgeerkrankung bei übergewichtigen Pferden mit Equinem Metabolischem Syndrom (EMS). In Fachkreisen wird zudem diskutiert, ob dauerhafter Stress und/oder Schmerzen die Stoffwechselkrankheit bedingen können.

Auch das Alter bildet einen nennenswerten Risikofaktor: Vom Cushing-Syndrom betroffen sind nämlich vor allem ältere Pferde. Studien besagen, dass 64 Prozent aller Pferde und Ponys zwischen 16 und 20 Jahren unter Cushing leiden – viele von ihnen ohne sichtbare Symptome. Bis zu einem Alter von 30 Jahren steigt der Anteil auf erschreckende 95 Prozent (1).

Diagnose: Wie stellt man Cushing-Syndrom beim Pferd fest?

Die Diagnose „Cushing-Syndrom“ erfolgt durch die*den Tierärzt*in in der Regel anhand der klinischen Symptome. Ergänzend hierzu kann eine Blutuntersuchung durchgeführt werden, bei der das Blut auf das Hormon ACTH hin untersuchen wird. Dabei ist jedoch zu beachten, dass Pferde, mit chronischem Stress, Schmerzen oder einem akuten Infekt, in der Regel ebenfalls einen erhöhten ACTH-Wert zeigen, ohne, dass ein Cushing-Syndrom vorliegt (1).

Eine ergänzende Untersuchungsmöglichkeit ist der TRH-Stimulationstest: Hierbei wird zunächst der Kortisolwert bestimmt und ausschließlich das Hormon TRH (Thyreotropin-Releasing-Hormon) verabreicht. Steigt der Kortisolwert in den darauffolgenden 30 Minuten an, ist dies ein Anzeichen für Cushing (1).

Therapie: Was tun gegen das Cushing-Syndrom?

Das Cushing Syndrom ist eine unter vielen Pferden verbreitete Stoffwechselkrankheit. Betroffene Pferde sind meist stark gezeichnet (© Terri Cage - stock.adobe.com).
Das Cushing Syndrom ist eine unter vielen Pferden verbreitete Stoffwechselkrankheit. Betroffene Pferde sind meist stark gezeichnet (© Terri Cage - stock.adobe.com).

Die Therapie des Cushing-Syndroms ist komplex und vielschichtig. Eine Behandlung sollte daher lediglich nach einer konkreten Diagnose erfolgen. Auch solltest du das Vorgehen prinzipiell mit deinem Tierärzt*in abstimmen. Auch wenn das Cushing-Syndrom nicht heilbar ist, besitzen betroffene Pferde entsprechend gehalten, gepflegt, bewegt und gefüttert dennoch eine hohe Lebenserwartung.

Medikamentöse Therapie: Was hilft bei Cushing?

Die medikamentöse Therapie steht im Zentrum der Behandlung. Nur richtig eingestellt, lassen sich die Folgen des Cushing-Syndroms abmildern und die Lebensqualität erhalten. Das zur Behandlung zugelassene Medikament nutzt den Wirkstoff Pergolid, der auch zur Therapie von Parkinson eingesetzt wird. Pergolid fördert die Ausschüttung von Dopamin. Das sorgt wiederum dafür, dass die Hirnanhangsdrüse die übermäßige ACTH-Produktion einstellt. Eine Studie aus der Schweiz kam zu dem Ergebnis, dass eine tägliche Pergolid-Gabe bei rund 90 Prozent der erkrankten Pferde mit Cushing-Syndrom zu einer Verbesserung der Symptome führt (1). Gut eingestellt lässt sich so auch das Risiko einer Hufrehe reduzieren.

Verhalten und Management: Darf ich mein Cushing-Pferd reiten?

Die Gestaltung des Alltags kann große Auswirkungen auf den Fortgang der Krankheit und die Lebensqualität deines Cushing-Pferdes haben. Somit solltest du die Pflege deines Pferdes, seine regelmäßige Aktivität und seinen Alltag in Stall und Weide genau unter die Lupe nehmen:

  • Stress reduzieren: Stressreduktion ist ein wichtiges Element in der Therapie des Cushing-Syndroms. Hinterfrage Haltungs- und Trainingsbedingungen kritisch, um so mögliche Stressquellen zu identifizieren und abzustellen. Was versetzt dein Pferd in Hektik? Fühlt es sich in seiner Herde wohl? Kann es entspannt fressen oder wird es ständig von ranghöheren Pferden weggeschickt? Bekommt es ausreichend Futter oder sind die Fresspausen zu lang? Finde Antworten auf diese und ähnliche Fragen und verschaffe deinem Pferd Entspannung.

Passe zudem Trainingsintervalle an die Bedürfnisse deines Pferdes an – überfordere es nicht, halte es aber in Bewegung so viel es geht. Die ist schließlich wichtig für den Stoffwechsel und die Fettverbrennung.

  • Fellpflege: Da Pferde mit Cushing-Syndrom Probleme mit dem Fellwechsel haben, solltest du bei der Fellpflege genau hinschauen und ggf. scheren. So verhinderst du Hitzestress und reduzierst übermäßiges Schwitzen. Gleichzeitig hast du so mögliche Hautveränderungen immer im Blick und erkennst einen Parasitenbefall frühzeitig.
  • Hufpflege: Aufgrund des erhöhten Risikos für die Ausbildung einer Hufrehe ist auch die regelmäßige Hufpflege von großer Bedeutung für Pferde mit Cushing-Syndrom.

Fütterung: Wie füttere ich ein Cushing-Pferd?

Eine Anpassung der Fütterung besitzt eine Schlüsselrolle in der Therapie des Cushing-Syndroms. Eine Futterumstellung dient dazu, einen weiteren Anstieg des Blutzuckerspiegels zu unterbinden.

Was darf ein Cushing-Pferd fressen?

Im Zentrum einer angemessenen Fütterung von Cushing-Pferden steht eine zucker- und stärkereduzierte Ration. Daher ist der Verzicht auf Getreide einen zentralen Stellenwert in der Fütterung von Pferden mit Cushing-Syndrom. Getreide ist reich an Stärke. Die Energie der Stärke lässt den Blutzuckerspiegel ansteigen, was es bei Cushing-Pferden unbedingt zu vermeiden gilt. Streiche Getreide daher grundsätzlich vom Speiseplan deines Pferdes.

Achte darauf während der Weidesaison Weidegras nur zurückhaltend zu verfüttern. Darauf ist vor allem im Frühjahr zu achten, wenn die Weiden noch „fett“ sind und besonders viel Gras führen. Aber auch im Herbst, wenn das Gras bereits kurz ist, die Tage kalt sind aber die Sonne noch lange scheint. Der Grund: In beiden Situationen ist der Fruktananteil im Weidegras besonders hoch. Fruktane sind energiereiche Kohlenhydrate („Zucker“), die von Pferden mit Cushing-Syndrom aufgrund der Insulinresistenz meist umgehend als Fett gespeichert werden.

Je nach Grassorte und Schnittzeitpunkt kann auch Heu einen hohen Zuckergehalt besitzen. Um die Zucker- bzw. Energieaufnahme über das Heu genau im Blick zu haben, empfiehlt sich eine (regelmäßige) Untersuchung des Futtermittels (2). Verschiedene Kammern und Labore bieten hierfür entsprechende Analysen an (z. B. die LUFA Nord-West). Einen rabattierte Untersuchung kannst du hier aufgeben.

Ergibt die Futteranalyse einen hohen Zuckergehalt, kannst du das Heu auswaschen, um den Gehalt an Zucker zu reduzieren. Beachte aber: Mit dem Auswaschen gehen auch wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente verloren, die das Pferd zum Leben braucht. Achte daher darauf, mit einem hochwertigen Mineralfutter beizufüttern (z. B. deukavallo Mineral). So kannst du Unterversorgung mit wichtigen Nährstoffen zuvorzukommen (3, 4).

Was ist das beste Futter für Cushing-Pferde?

Der erste Schritt zur Gestaltung einer cushing-gerechten Ration bildet die Umstellung deiner Kraftfutter auf getreidefreie Sorten (z. B. deukavallo Top Gastro oder deukavallo Getreidefrei 21). Eine getreide-, und damit stärke- und zuckerarme Rezeptur, lässt den ohnehin hohen Blutzuckerspiegel von Pferden mit Cushing-Syndrom nicht nennenswert ansteigen.

Dabei ist wichtig zu betonen, dass hier nicht zwangsläufig ein energie- bzw. nährstoffarmes Futter gewählt werden muss. Schließlich sind gerade ältere Cushing-Pferde oft sehr dünn und benötigen deshalb Energie für die Aufrechterhaltung ihrer Körperfunktionen. Um dem Muskelabbau entgegenzuwirken ist es wichtig, dass du neben der Deckung des Energiebedarfs auch auf eine qualitativ hochwertige Proteinversorgung deines Pferdes achtest (z. B. deukavallo Leinvital oder deukavallo Top Gastro).

Um entzündliche Prozesse im Körper von Cushing-Pferden zu reduzieren haben sich Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren bewährt sowie Vitamin E mit seiner antioxidativen Wirkung. Diese finden sich beispielsweise im Öl der Leinsaat. Das energiereiche Öl aus der Leinsaat – der Hauptzutat in deukavallo Leinvital – ist zugleich energiereich und eignet sich daher zu fettreichen Beifütterung von dünnen Cushing-Pferden, bei denen das aktuelle Gewicht gehalten werden soll.

Pferde mit Cushing-Syndrom leiden oft unter struppigem, geschwächtem und strapaziertem Haar. Zugleich haben sie Probleme mit dem Fellwechsel. Abhilft schafft meist eine zusätzliche Gabe essenzieller Aminosäuren wie Lysin und Methionin. Sie stärken das Haar von innen heraus und unterstützen die Entwicklung einer natürlichen Haarfunktion. Entsprechende Zusätze finden sich in Krippenfuttern (z. B. deukavallo Leinvital) ebenso, wie in zugeschnittenen Supplements (z. B. deukavallo Biotin + Zink oder deukavallo Vitamin E + Selen).

Bei Zahnproblemen, wie sie bei alten Pferden oft auftreten, sollten Heucobs die Futtergrundlage darstellen. So nehmen auch ältere Tiere ausreichend Rohfaser zu sich, ohne viel kauen zu müssen. Dabei solltest du auch hier auf einen geringen Zuckergehalt achten (z. B. deukavallo Heucobs).

Fazit: Das Equine Cushing-Syndrom beim Pferd

  • Das Equine Cushing-Syndrom (ECS) ist eine Hormonstörung, die Pferde in einen permanenten Alarmzustand versetzt, den Blutzuckerspiegel erhöht und den Stoffwechsel negativ beeinflusst.
  • Studien zeigen: Mehr als die Hälfte der Pferde älter als 15 Jahre sind betroffen.
  • Typische Symptome einer Cushing-Erkrankung sind: dichtes, langes und lockiges Fell, das nicht ausfällt, starkes Schwitzen, Fettpolster am Mähnenkamm und an der Kruppe, Muskelschwund und Hängebauch.
  • Die Ursache für Cushing ist unklar. Am wahrscheinlichsten ist eine genetische Anfälligkeit sowie eine mögliche Entwicklung als Folge von EMS, ausgelöst durch eine übermäßig zucker- und stärkereiche Fütterung. Auch Stress wird als Ursache diskutiert.
  • Bei der Behandlung hat sich die Kombination einer medikamentösen Therapie in Verbindung mit der Stressreduktion, der Optimierung von Haltung und Training sowie eine Futterumstellung bewährt.
  • Bei der Fütterung von Cushing-Pferden sollte auf eine getreidefreie sowie stärke- und zuckerreduzierte Rationsgestaltung geachtet werden. Konzentrierte Energie für untergewichtige Pferde sollte aus öl- und fetthaltigen Futtermitteln stammen, die einen Anstieg des Blutzuckerspiegels verhindern.

Ein Unglück kommt selten allein: Cushing und Hufrehe

Das Equine Cushing-Syndrom (ECS) geht häufig mit Hufrehe einher. Schätzungen gehen davon aus 70 bis 90 Prozent aller Hufrehefälle in Deutschland die Stoffwechselkrankheit zur Ursache haben. Die Störung des Zuckerstoffwechsels bei Cushing-Pferden führt dazu, dass diese besonders gefährdet sind, einen Reheschub zu bekommen (1).

Bildquellen: © HeiSpa - stock.adobe.com (Top-Slider) / © Terri Cage - stock.adobe.com

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